ERBSCHAFTEN
Foto-Videoinstallation

4. Mai -  15. Juni 2008
Museum Kolvenburg Billerbeck

„Die Photoserie ist das Ergebnis einer sehr persönlichen Entdeckungsreise, bei der so mancher ‚Schatz‘
gehoben wird. Sie ist an prominenten Orten des Ruhrgebiets entstanden, ….. dort eröffnet sich dem
Photographen ein schier unerschöpfliches Reservoir, eine vergangene Welt, die ihre Geheimnisse und
Rätsel bewahrt hat…… Insbesondere dort, wo die Natur mit ihrer zersetzenden Kraft die Geschichte
überwuchert, entsteht eine „nature morte“, die französische Bezeichnung für ein „Stillleben“……
Wenden wir uns von hier aus wieder den Photographien zu, dann gibt es einen wesentlichen Unterschied,
der die Malereien dieser Art von den Photographien Drievers unterscheidet. Wenngleich auch er mit
seinem geschulten Blick für Proportionen, Perspektive und Kompositionen, mit seinem ausgeprägten
Sensus für Atmosphäre und Ästhetik die Szenerien der Industriebrachen abtastet, so findet er die Objekte
doch bereits so vor. Sie sind also nicht das Ergebnis manuell-gestalterischen Eingreifens in diese Welt,
sind weder Arrangement noch plakativer Dekoration geschuldet……. Und so spüren auch wir beim
Betrachten seiner Photographien, dass Driever den Objekten in der Tat ihre Würde belässt……. Der
photographische Werkkomplex „Erbschaften“ verdankt seine Wirkung eben nicht der technischen
Perfektion oder gar der Routine seines Photographen, sondern einem ehrlichen Interesse an den
Geschichten, die hinter seinen Motiven verborgen sind. So entwickelt sich in einem Spannungsfeld von
photographischem Sehen, Ästhetik und Dokumentation etwas Erzählerisches, dem Driever beharrlich
nachspürt….. er geht tiefer, taucht ein in eine fast kontemplative und konzentrierte Beschäftigung mit
dem realen Objekt und gelangt mittels der Kamera, die ihm Vasall und Dolmetscher in einem ist, zu einem
äußerst fruchtbaren Dialog zwischen Subjekt und Objekt….. Ralph Driever benutzt die Photographie, um
im scheinbar Nebensächlichen und Belanglosen das Große und Bedeutende zu erkennen – insofern sind
seine Photographien auch ein Stück „Schule des Sehens“ und lehren uns eine neue Form der „Lektüre“
des Realen…….. Langmut und Geduld, Reflexion und Introspektion – diese Kriterien liegen seiner
Tätigkeit als Photograph und dem Ergebnis seiner Arbeiten zugrunde. Und diese Eigenschaften, meine
Damen und Herren, fordert er gleichsam von seinem Betrachter ein.“


Auszüge aus der Eröffnungsrede von Dr. Gabriele Vogelberg (Kunsthistorikerin)